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Das bereits in den Anfängen der 90er gegründete Project THE M.E.M.O.R.Y LAB bringt nun nach zehn Jahren sein Debütalbum auf den Markt. „The Modern Expressing Machines Of Revolutionary Youth Laboratory“ wurde kürzlich auf D-Trash Records veröffentlicht. Gründer dieser New Yorker Formation ist niemand Geringeres als der dreifache Grammy-Preisträger MARC URSELLI.
Sämtliche musikalische Vorlieben des gebürtigen Italieners fließen in dieses Album ein. So wird der Hörer mit Sounds und Klängen der Genres EBM, Industrial, Ambient, Gothic, Rock und Metal beschallt. Klingt komplex? Ist es auch. Besonders schrill und schräg, jedoch äußerst interessant, empfinde ich zu diesem Musikstil-Cocktail die Kombination mit dem Sänger der Black Metal Band FUNERAL ORATION: NICOLAS „The Old Nick“ CURRI, welcher auch hier seine Stimmvielfalt und -gewalt beiträgt. Bevor es zur Veröffentlichung des gemeinsamen Werkes kam, wurde das Projekt auf Eis gelegt, was mit dem Umzug URSELLIs nach New York zusammenhing. Glücklicher Weise stolperte er 2008 aber wieder über diese alten Aufnahmen und nun steht das gute Stück frisch gepresst im Plattenladen.
Eingestaubt klingt das ganze jedoch nicht im Geringsten. Schon der Opener „ Cambia (Change)“ beweist wie komplex und vor allem vielseitig THE M.E.M.O.R.Y LAB musizieren. Laute Gitarrenklänge paaren sich mit fetten Beats und gekonnt in Szene gesetzten Synthyflächen. Hinzu kommen fiese Shouts und Schreie und fertig ist die Laube.
Dass man damals vor zehn Jahren noch sehr experimentell unterwegs war, beweist unter anderem der Song „A Bad Dream (The Wrong Dream)“, welcher im Tempo wechselt wie manch einer den Partner. Von still und gemütlich geht es plötzlich in Aggression und harshe Soundlandschaften über. Es klingt fast so, als würden sich hier Gut und Böse die Klinke reichen. Fett!
Auch „Mind Rape (Government's Business)“ kommt sehr experimentell daher und erinnert an frühe MINISTRY-Sounds. Jedoch macht hier wieder die markante und lautstarke Stimme NICOLAS’ den Unterschied aus. Mit „Divine Eating“ geht etwas ruhiger zur Sache. Schleichende Soundflächen und ein überaus faszinierender Gesang machen sich in den Gehörgängen breit. Ein unbändiges Drumming unterstützt diese schräge Atmosphäre und die Gitarrensounds, die nach der Hälfte einsetzen geben ihr Übriges. Ebenso schleichend, und düster noch dazu, macht sich der Sound von „Another Nail In The Cross“ in den Ohren breit und lässt aufgrund der Hammerschlag-Geräusche die kleinen Härchen im Nacken stehen. Schon fast unheimlich kriechen die Klänge aus der Orgel, zusammen mit den Marschtrommeln und dem unvermeintlichen Flüstergesang NICOLAS’ ins Gehör. In der Mitte des Songs ein Umschwung: Die Gitarren setzen ein, der Sound wird härter, das Drumming aggressiver und NICOLAS schreit und winselt. Wahnsinn! Ein ganz starkes Stück Musik.
Der komplexeste und schwierigste Song der Scheibe ist in meinen Ohren „My Little World“. Denn so „little“ scheint diese Welt nicht zu sein. Fiese, laute Geräusche und umso fiesere, kranke Vocals shouten sich ins Gehör. Es ist der Wahnsinn, wie man sich so gehen lassen kann. Hut ab! Nicht minder komplex geht es mit „To Go All the Way“ weiter. Jedoch wird hier dem Gehör ab und an eine Verschnaufpause gegönnt. Mit „Mother’s Womb“ findet die Scheibe einen ruhigen, jedoch sehr durchbohrenden Abgang und das Gehör kann sich wieder vom Lärm erholen.
„The Modern Expressing Machines Of Revolutionary Youth Laboratory“ ist genau das Richtige für Morgenmuffel. Eine Tasse Kaffee und diese Scheibe wirken Wunder, versprochen! Da steht man im Bett. Trotz des Alters der Songs und Sounds klingt die Scheibe frisch und dynamisch und dadurch fügt sie sich gut in die moderne Musiklandschaft ein. Sehr abwechslungsreich gestaltet stellen die beiden Protagonisten ihr Können unter Beweis. Von intensiven und epischen Stücken, über bahnbrechende Split Ups bis hin zum industriellen Rauschvergnügen und ausbruchartigen Soundergüssen ist hier alles am Start. Wer auf schräge Sounds und Aggro-Musik à la MINISTRY & Co. mit vielschichtigem Sound steht, sollte sich diese Scheibe zulegen. Nichts für Weicheier aber ganz große Kunst!
Wednesday, September 9, 2009
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